Doki Doki Literature Club!

Doki Doki Literature Club ist ein visueller Roman, der an der Oberfläche niedlich und alltäglich erscheint, aber darunter weitaus komplexere und dunklere Schichten offenbart. Es gibt eine Tendenz zu visuellen Romanen im Stil japanischer Schulmädchen, die leicht zu parodieren ist. Basierend auf traditionellen Anime-Tropen, legen diese Spiele großen Wert auf Fan-Service. Man kann normalerweise denselben Typ von klischeehaftem Kunststil, eine Vielzahl von grob definierten Schülerinnen-Stereotypen und eine eintönige Geschichte über Freundschaft und Romantik erwarten, die auf abgedroschenen Klischees und überzogenem Melodrama fußt. Auf den ersten Blick scheint Doki Doki Literature Club diese Tropen ernst zu nehmen, aber je tiefer man in das Spiel eindringt, desto mehr zeigt es sich als eine düstere Umkehrung, ein Spiel, das die vierte Wand durchbricht und die grundlegenden Prinzipien seiner Darstellung untergräbt.

Das Format, in dem man das Spiel erlebt, ist jedoch ziemlich gewöhnlich. Der Großteil des Spielablaufs besteht darin, das Szenario wie einen Roman zu lesen und gelegentlich Entscheidungen darüber zu treffen, wie sich die Geschichte entwickelt, ähnlich den "Wähle dein eigenes Abenteuer"-Romanen. Aber es bringt eine eigene Note ein durch das Hinzufügen eines Poesiesystems. Da der Protagonist Mitglied des Literaturclubs seiner Schule ist, ist das Schreiben ein wichtiger Teil des Spiels, und periodisch wird man aufgefordert, im Namen seiner Figur Gedichte zu verfassen. Man erhält eine Auswahl an Wörtern, die man mischt und anpasst, um ein Gedicht zu erstellen, und jede der Freundinnen hat Wortpräferenzen. Die Poesie, die man wählt, kann deren Beziehung zu einem beeinflussen. Es ist eine einfache, aber effektive Methode, den Spielern mehr Einfluss in einem Spielstil zu geben, der oft routinemäßig und formelhaft werden kann.

Während des Großteils der Spielzeit erlebt man das alltägliche Leben der Hauptfigur in der Oberschule, baut engere Beziehungen zu ihren Freunden auf und bereitet sich auf ein bevorstehendes Schulfest vor. Doch gegen Ende des Spiels wird dies komplett umgekehrt, es verwandelt sich in ein Horrorspiel, das einen dazu bringt, sich mit den möglichen ethischen Mängeln auseinanderzusetzen, die mit leichten und poppigen Romance-Spielen einhergehen, und zwingt einen dazu, mit den Konsequenzen von Entscheidungen und der Unmöglichkeit, jemals ein Happy End zu finden, zu experimentieren. Während die Enthüllung der systemischen und narrativen Wendung, die als Eckpfeiler des späten Spiels dient, spoilern würde, handelt es sich um eine Geschichte, die Themen wie Suizid, das soziale Stigma rund um gleichgeschlechtliche Anziehung und klinische Depression behandelt.

Es genügt zu sagen, dass dies kein Spiel für Kinder ist und nichts für Leute, die eine leichte und unbeschwerte Erfahrung suchen. Aber wenn man ein Spiel möchte, das die Romantikformel umkehrt und einen dazu bringt, über die unbeabsichtigten Konsequenzen nachzudenken, die selbst aus den scheinbar unbedeutendsten Entscheidungen resultieren können, ist dieses Spiel sehr empfehlenswert.